(Pop-Mystic) Die Priester - Spiritus Dei - 2011, MP3, 320 kbps

Als Les Prêtres mit "Spiritus Dei" 2010 die Spitze der französischen Albumcharts eroberten, war das eine echte Sensation. Zuvor kämpften schließlich Madonna und Lady Gaga um die Pole-Position. Dass sie von singenden Priestern auf die hinteren Plätze verwiesen werden würden, hätten sich die Megastars wohl kaum träumen lassen. Doch genau so war es - und wird es in leicht abgewandelter Form vielleicht bald wieder sein. Denn jetzt wollen drei Priester beweisen, dass Kirchenmusik auch hierzulande massentauglich ist: Wie ihre französischen Kollegen treten sie mit einem Debüt namens "Spiritus Dei" an. Sollte die ungewöhnliche Boygroup den Gipfel stürmen, wäre die nächste Sensation perfekt. Und das, obwohl es derzeit weder Lady Gaga noch Madonna zu schlagen gilt.
Die Sensation wäre perfekt, weil die elf Lieder der Priester - wohlwollend formuliert - sehr, sehr, sehr gewöhnungsbedürftig sind. Kirchenmusik trifft hier auf Popmelodien, gregorianische Gesänge treffen auf angedeutete HipHop-Beats und biblische Geschichten auf opulente Orchesterklänge. Manchmal ("Hallelujah", "Freude schöner Götterfunken") klingt der überhaupt nicht stimmige Mix ein bisschen nach Adoro. In Sachen Rührseligkeit und Inbrunst stehen Pater Vianney Meister, Abt Rhabanus Petri und Diözesanpriester Andreas Schätzle den fünf Opernsängern vom Anfang bis zum Ende des Albums in nichts nach.
"Wir wollen mit unseren Liedern Hoffnung und Begeisterung auslösen und helfen, über Schmerzen im Leben hinwegzukommen", formuliert das Trio seine Motivation. Gemeinsam mit Produzent Thorsten Brötzmann (Christina Stürmer, DJ Ötzi, Howard Carpendale) fanden sich Meister, Petri und Schätzle im Priestergewand im Studio ein - wo Titel wie "Spiritus Dei", "Heilig, Heilig" oder "Salve Regina" so lange eingesungen wurden, bis jeder Ton perfekt saß. So gibt es wenigstens an der stimmlichen Leistung der Priester nichts auszusetzen.
Was man ihnen aber zweifellos vorwerfen kann, ist - neben fragwürdigen Stilmischungen und einer Überdosis Inbrunst - fehlender Mut: "Spiritus Dei" ist ein langweiliges Album. Flotte, wirklich gewagte Stücke sucht man vergebens. Warum die singenden Priester trotzdem beim Publikum ankommen werden? Weil ihr Klassik-Pop pünktlich zur Vorweihnachtszeit in den Ladenregalen steht. Weil 50 Cent pro verkauftes Album an ein Heim für Waisenkinder in Tansania gespendet werden. Und weil die Priester singende Priester sind. Wem sonst sollte der Beistand von ganz oben sicherer sein?

Kann Kirchenmusik den Pop-Himmel erklimmen? Kann Popmusik - von Priestern gesungen - Gottvertrauen vermitteln? Ungewöhnliche Themen, die am Anfang eines außergewöhnlichen Vorhabens standen. Themen, die Abtprimas Dr. Nokter Wolf in Rom und den Zisterzienser Mönch Karl Wallner vom Stift Heiligenkreuz bewegten, als es um die besten Kandidaten für ein einzigartiges Musikprojekt ging. Aus vielen Gesprächen kristallisierten sich die richtigen Stimmen heraus: Pater Vianney Meister, Abt Rhabanus Petri und der Diözesanpriester aus Wien Andreas Schätzle. Drei Priester, deren Alltag von Gebet und kirchlicher Arbeit geprägt ist, und deren Herzen für Musik und Singen schlagen. Ihre Stimmen berühren. Die Musik der Priester geht direkt ins Herz und spendet Freude.Nicht nur die großen alten Komponisten Händel, Bach, Tschaikowsky, Beethoven, Smetana findet man dabei auf der Debut-CD ,Spiritus Dei' in einer zeitgemäßen Umsetzung. Auch Popsongs singen die Priester auf der CD auf einzigartige Weise: ,Hallelujah' von Leonard Cohen oder ,Dieser Weg' von Xavier Naidoo. Das Ergebnis ist eine Art von neuem "kirchlich gesungenem Gefühl": ungewöhnlich, überraschend und erquickend für die Ohren.